Wechold Chronik Leseprobe

45 I I . CHRONOLOG I E K A I S E R R E I CH ( 1871 B I S 1914 ) 1878 GEMEINDE Die Pflicht des Reihetisches für Arme und Bedürf- tige wurde eingeführt, aber bereits drei Jahre später wieder aufgehoben. FESTE Das Schützenfest wurde am 26. und 27. Mai von Gastwirt Friedrich Hopmann ausgerichtet, das Ern- tefest am 25. August von Heinrich Clausen (Nr. 76). WAHL Bei der Stichwahl zum Reichstag im Januar erhielt der Vertreter der Welfenpartei Westermann 118 und der Vertreter der national-liberalen Partei Stegmann 2 Stimmen. 1879 KÜSTEREI Die an den Küster zu leistenden Naturalien wurden abgelöst. KIRCHE Johann Gottfried Oepke trat die Nachfolge von Pastor Fulda an. SCHÜTZENFEST Das Schützenfest veranstaltete am 15. und 16. Juni Gastwirt Heinrich Struss. In der Zeitungsannonce wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass auch ein Karussell aufgebaut würde. 1880 POSAUNENCHOR Auf Initiative des eng mit der Hermannsburger Mission verbundenen Pastors Oepke, entstand auch bei uns ein Posaunenchor. Für die Zwecke der Missionsanstalt war in Hermannsburg bereits 1849 von Pastor Theodor Harms der erste Posaunenchor innerhalb der hannoverschen Landeskirche gegrün- det worden. Theodor Harms war der jüngere Bruder des Missionsgründers Ludwig Harms. Der Wecholder Chor ist neben dem Kriegerverein die älteste noch existierende vereinsähnliche Insti- tution im Ort. Erster Leiter war der damalige Kantor Möller. Der Posaunenchor hat ungezählte Gottes- dienste sowie andere kirchliche Feiern und Feste musikalisch begleitet. Außerdem gehört es zur Tradition des Chores, älteren Gemeindemitgliedern an runden Geburtstagen ein Ständchen zu bringen. Auswanderung Auch in Wechold führten wirtschaftliche Not und fehlende Perspektiven zu erheblichen Auswanderungen. Namentlich sind etwa 250 Personen bekannt, die versuchten, sich in Übersee eine neue Existenz aufzubauen. Auswanderung bedeutet für Wechold fast ausschließlich „Auswanderung nach Amerika“, d.h. in die Vereinigten Staaten. Sie vollzog sich, von Einzelfällen abgesehen, imWesentlichen in zwei großen Wellen von etwa 1850 bis 1880 und dann noch einmal in den 1920er Jahren. Es lassen sich mit dem Bundesstaat Illinois und der kalifornischen Stadt San Francisco zwei Hauptziele erkennen. Auswanderer in den 1920er Jahren nutzten häufig die bestehenden familiären Verbindungen und folgten ihren Verwandten aus der ersten Auswanderungsgeneration. Naheliegend sind in diesem Zusammenhang sicherlich Fragen nach den weiteren Lebenswegen der Auswanderer, nach ihren verbliebenen Kontakten zur alten Heimat oder ihren persönlichen Bewertungen dieser grundsätzlichen Lebensentscheidung. Hier läßt sich bisher noch kein einheitliches Bild nachzeichnen. Ebenso, wie sich in einigen Familien regelmäßige oder zumindest sporadische Kontakte über lange Zeiträume sogar bis in die Gegenwart aufrecht- erhalten haben, verlieren sich bei anderen Familien mit dem Tag der Auswanderung jegliche Spuren. Häufig zeigt sich auch, dass es schwierig ist, die über mehrere Generationen auf beiden Seiten zunehmende Entfremdung in Verbindung mit wachsenden Sprachproblemen zu überbrücken. Allerdings ergibt sich auch immer wieder aus Sicht der Aus- wandererzweige ein Interesse, alten Wurzeln nachzugehen um familiäre Zusammenhänge festzuhalten. Das Thema Auswanderung soll in II. Band des Gesamt- konzepts noch vertiefter behandelt werden. Der Posaunenchor 1888 vor der Kantorschule, in der Mitte der Leiter Kantor Möller.

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